Veteranen auf Historischer Zürcher-Stadtführung mit dem Nachtwächter

Als der 1. Schnee der Saison bis ins Unterland fiel, machten sich am MIttwoch, 26. Februar 2020, vierzehn Turnveteranen und die Ehefrau eines Kameraden auf nach Zürich, um einen interessanten Ausflug zu unternehmen. Hier nun der Bericht unseres Kassiers Hans Grämiger.

Vorgängig dem von Obmann Kurt Engetschwiler perfekt organisiertem Anlass (Stadtführung in der Neustadt (Oberdorf) und Nachtessen im Rest. Kropf) erhielten die Teilnehmer eine Dokumentation über Jos Murers Planvendute der Stadt Zürich von 1576 zum Lesen überreicht.

Soll ich nun euch Daheimgebliebenen “gluschtig” machen auf die Führung oder das feudale Nachtessen?

In die erhaltene Lektüre hab ich mich als alter Vermesser vertieft, gegoogelt und enttäuscht festgestellt, dass Jos Murer gar keiner meiner Zunft war. In seiner Glasmalerwerkstatt war Flaute und um seine zwölf Kinder ernähren zu können schritt er die Stadt ab und zeichnete jedes Haus und jeden Baum aus der gleichen Richtung ab. Das Original vom Murerplan, auf Leinwand gemalt, ist nach der Schenkung an den Bürgermeister und Rat spurlos verschwunden.

Um 17.00 Uhr wurden wir vom Nachtwächter Martin Harzenmoser von der Zürcher Nachtwächterzunft beim Grossmünster in eine neue Welt Zürichs entführt. In ruhigen Gässchen, an lauschigen Plätzen erzählte unser Nachtwächter in breitem Schaffhauser Dialekt allerlei Anekdoten und „schröckliche“ Geschichten aus dem alten Zürich.

Wer nicht dabei sein konnte, hat ja uns Kameraden, die das eine und andere “Müschterli” preisgeben werden.

Beispielsweise: Achtung Nachttopf, Hübscher wohnten Zur Rose, Geissturmstein beim Grossmünster kommt dahergeflogen nach der Explosion im Geissturm-Munitionsdepot (war es Blitzschlag oder ein Depp einer Zunft?). Freilichttheater am Napfplatz, der einer der 47 Ruforte für die Zeitansage ab 22 Uhr war. Auf dem St. Peter lebte bis 1911 der Brandwächter Esslinger. Die Prunkvilla Tobler in der Winkelwiese, dessen Besitzer den Kunsthausbau ermöglichte. Das Lindentor wurde schon 1817 abgebrochen und dort wurde nicht jeder Dahergelaufene in die Stadt eingelassen.

Zu jedem dieser geschichtsträchtigen Orte vernahmen wir eine witzige Begebenheit.

So auch jene, dass der Nachtwächter für Ruhe und Ordnung zu sorgen hatte. So sagte sich der eine oder andere Nachtwächter, „wenn ich alle unter den Tisch saufe ist auch Ruhe!“

Als Staatsangestellter wurde der Nachtwächter nicht so fürstlich entlöhnt wie heute. Für eine Nacht erhielt er 65 Rappen und 1kg Brot kostete 25 Rappen.

Die Nachtwächtertour endete um 18.00 Uhr mit einem grossen Applaus für Martin Harzenmoser auf dem Münsterhof beim Fraumünster. Anschliessend konnte im benachbarten, ebenfalls „geschichtsträchtigen“, Rest. Kropf bei Speis und Trank das Erlebte nochmals in aller Ruhe diskutiert werden.